"Da hilft nur noch Ritalin!"
- Lea Schnyder
- vor 3 Tagen
- 2 Min. Lesezeit
Weshalb Lehrpersonen den Eltern vorschnell Medikamente empfehlen, obwohl sie kein medizinisches Fachpersonal sind und was sie anstatt dessen tun könnten: Zuhören.

Dieser oben genannte Satz begegnet mir im Schulalltag oft. Bei Verdacht auf AD(H)S liegt es der Lehrperson nahe den Eltern die Einnahme von Ritalin zu empfehlen.
Diese Lehrpersonen möchten das Kind weder «ruhig stellen», noch wissen sie wahrscheinlich wahnsinnig viel über die verschiedenen Wirkstoffe, Wirkungsdauer und/oder Nebenwirkungen. Hingegen spricht Not aus einer solchen Empfehlung und ebenso der Wunsch und die Hoffnung, dass alles etwas leichter werden könnte. Fürs Kind, für die Eltern, für die Klasse, für die Lehrperson.
Was mich dabei stört: Die Kompetenzüberschreitung der Lehrperson und die Frage: "Wenn wir Ritalin empfehlen, müssten wir dann nicht auch Antidepressiva empfehlen? Oder gar Bepanthen oder Melatonin?"
Fakt ist: Lehrpersonen sind kein medizinisches Personal, doch haben sie wahrscheinlich einen grossen Erfahrungswert, wenn es um die Wirkung von AD(H)S Medikation geht. Und das scheint irgendwie ein Dilemma zu sein.
Was also tun?
· ZUHÖREN - AD(H)S erweist sehr wahrscheinlich eine vererbte Charaktere, weshalb ein Elternteil ebenfalls betroffen ist. Die eigene Schulgeschichte spielt hier mit und hat den Wert sie sich anzuhören. (übrigens auch nicht ganz unwesentlich, wenn es um andere Themen geht)
· FRAGEN STELLEN- «Haben Sie schon mal etwas über AD(H)S gehört? Was wissen Sie bereits über AD(H)S? - um auf einen gemeinsamen Wissensnenner zu kommen.
(oftmals besteht hier extrem viel Halbwissen und es kann helfen sich erstmals nicht über Medikamente zu unterhalten)

Du möchtest den Eltern die Thematik AD(H)S näher bringen und ihr wollt auf einen gemeinsamen Nenner kommen? Mein Aufklärungsfilm ist für Eltern und Kinder ab 4 Jahren geeignet und erklärt Kindgerecht was AD(H)S ist und enthält Fachinformationen für Eltern und/oder Lehrpersonen, auch einsetzbar für die ganze Klasse:
BEOBACHTUNGEN SCHILDERN:
· Beobachtungen des Kindes schildern, vorerst ohne Interpretation – und positive Aspekte der AD(H)S beleuchten:
«Ihr Kind zeigt ein kreatives Gedankennetz.
«Ihr Kind scheint einen hohen Gerechtigkeitssinn zu haben.»
«Ich vermute, dass ihr Kind ein anderes Denkmuster hat.»
«Mir fällt auf, dass die Selbststeuerung der Gedanken und Handlungen nicht immer gleich funktioniert.»
«Bei Konflikten braucht ihr Kind noch viel Unterstützung von uns Lehrpersonen. Wie ist das zu Hause?"
ÜBER ERFAHRUNGEN SPRECHEN UND DRUCK NEHMEN:
"Die Entscheidung eine Medikation zu beginnen, ist eine Persönliche."
"Es gibt Kinder, denen es helfen kann. Sprechen Sie doch mit Ihrem Hausarzt/Hausärztin darüber".
"Als Lehrperson kann ich nicht beurteilen, ob die Medikation IHREM Kind helfen würde. Ich habe jedoch gesehen, dass es bei anderen Kindern geholfen hat."
UND WENN ERWÜNSCHT FACHWISSEN WEITERGEBEN:
"Es gibt verschiedene Präparate und sie sind grundsätzlich gut geprüft, weil sie eben gerade bereits an Kinder abgegeben werden."
"Die meist wirksame Unterstützungsmassnahme in der Begleitung von einem Kind mit einer AD(H)S ist eine Verhaltenstherapie in Kombination mit einer Medikation."
*Ritalin bezeichnet den Handelsnamen des Medikaments. Es enthält den Wirkstoff Methylphenidat. Methylphenidat ist das Mittel der 1.Wahl, weil damit gute Erfahrungen gemacht wurden. Es gibt lang- und kurzwirksame Präparate.
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